Adam Nussbaum's Leadbelly Project - Porgy & Bess, Vienna, Austria, 2021-09-26

https://www.porgy.at/events/10584/

Adam Nussbaum's Leadbelly Project (USA)

Adam Nussbaum: drums
Steve Cardenas, Nate Radley: guitar
Ohad Talmor: tenor saxophone

Wurzelbehandlung

Um seine Person rankt sich sowohl Mystisches als auch Legend�res. Die Rede ist von dem afroamerikanischen S�nger/Gitarristen (er spielte ausschlie�lich die 12-saitige Akustik-Variante) Leadbelly, b�rgerlich Hudson �Huddie� Ledbetter. Geboren irgendwann in den 1880er Jahren (die Angaben divergieren). Leadbelly war jedoch nicht der Bluesmusiker per se. Er war prim�r ein Nachfahre der afrikanischen Griots, der f�r sein Liedgut auf Kinderlieder ebenso zur�ckgriff wie auf Country-Songs. Blues war lediglich ein Teil des Repertoires. Seine Art des Blues fand allerdings im Blues-Oeuvre keinen gro�en Widerhall. Vielmehr wurde er eine einflussreiche Pers�nlichkeit der in den 1930 Jahren entstandenen, von wei�en Musikern dominierten, amerikanischen Folkbewegung. Aus heutiger Sicht k�nnte man ihn als den Urahnen des popul�ren Americana Stiles sehen.

Der vielseitige Schlagzeugindividualist Adam Nussbaum verdankte Platten von Leadbelly seine grundlegende musikalische Sozialisation. Jene Wurzeln gilt es nun f�r ihn mit seinem Quartett aufzuarbeiten, und Nussbaum verpflanzt Leadbellys Musik mit viel Empathie und Respekt in ein charmantes Straight Ahead-Jazzmilieu. Mit interessanter Instrumentierung. Die beiden Gitarristen und der Tenorist verk�rpern sozusagen Leadbelly, w�hrend Nussbaum mit geh�rig Esprit den Songadaptionen ein flexibles, auf Spontaneit�t setzendes rhythmisches Leben implantiert. Aber es dauerte einige Zeit bis das Quartett in die G�nge kam und der Musik den Herzschlag verpassen konnte. Wiewohl Nussbaum ohne Unterlass mit Fills, Stops und kleinen melodischen Ornamenten die mobile Regsamkeit befeuerte und Anregungen einwarf. Anf�nglich zeigten sich seine Partner oftmals zu �berrascht davon. Grund seiner kreativen Unnachgiebigkeit schaffte es der Drummer schlie�lich die Interaktion kurzzuschlie�en. Die Gitarristen fanden Tritt und schwangen sich zu gediegenem Call & Response oder die eine oder andere z�ndende Improvisation �ber modifizierten Chorussen auf. Lediglich die Beitr�ge des Saxophonisten waren von Beginn an zwiesp�ltig. Zu lasch spielte er mit den melodischen Vorgaben. Verwunderlich, da das von Nussbaum erstellte Konzept die St�cke oftmals nur fragmentarisch abhandelte und demnach gen�gend Raum f�r intuitives Reflektieren zur Verf�gung stand. Auch verstand es Nussbaum die pr�genden melodischen Linien in ihren Grundz�gen erkennbar bleiben zu lassen, gleichzeitig sie erfrischend arrangierten Umdeutungen zu unterziehen. Zuviel Nashville-Flair war allerdings einigen St�cken von der Auswahl, als auch von deren Umsetzung her zu eigen. Das schrammte schon am Rande des Kitsches und der Klischeehaftigkeit entlang. Dennoch gut gespielt und vehement von Nussbaum zum Swingen gebracht. Eine gegl�ckte Idee, diese markante Pers�nlichkeit der afroamerikanischen Musikgeschichte wieder in Erinnerung zu rufen � obendrein tiefempfunden. (Hannes Schweiger �ber das Konzert vom 8. Oktober 2018)

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Source: Live Webstream

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