Ron Carter Quartet - Porgy & Bess, Vienna, Austria, 2021-09-19

Ron Carter 'Foursight' (USA)

Ron Carter: bass
Donald Vega: piano
Jimmy Greene: tenor saxophone
Payton Crossley: drums

https://www.porgy.at/events/10572/

Being Ron Carter � das hei�t, die �Jazz-Neuzeit entschieden mitgepr�gt zu haben. Die Funktion des Basses, vom reinen Akkompagnement zum rhythmischen, harmonischen Gestalter, reformiert zu haben. Die Emanzipation zum ensemblerelevanten Soloinstrument voran gebracht zu haben. Jene seinerzeitigen Avantgarde-Entwicklungen geh�ren heute zum jazzidiomatischen Fundus und Carter ist eine der, trotz seines fortgeschrittenen Alters, noch aktiven Gr��en des musikalischen Jahrhundertph�nomens Jazz, die die jetzt als �klassizistisch� geltende Lesart aus der Schnittmenge zeitgen�ssischer Bebop-Facon und einer relativ freiz�gigen Modalkonzept, auf h�chstem Niveau zelebriert und ohne Firlefanz, rein einem echten k�nstlerischen Beweggrund zugetan, sogenanntem Jazz-Mainstream, ein Begriff der im Fall von Carters Haltung zu kurz greift, auf nicht zu hinterfragende Weise im Hier & Jetzt positioniert. Nicht anders als kongenial konfiguriert ist sein derzeitiges Quartett. Mit bemerkenswerten Partnern, die im internationalen Jazzbetrieb relativ unbeschriebene Bl�tter sind. Lediglich Renee Rosnes erregte bereits in den 1980er/90er Jahren mit rhythmisch pr�zisen, harmonisch intuitiven Improvisationen Aufsehen. Nach den Handlungsstr�ngen in diesem Quartett ist es kaum zu glauben, dass diese famose Pianistin nicht schon l�ngst die Jazzb�hnen der Welt eroberte. Im Dresscode der Eleganz bezog man die angestammten Pl�tze. Eine tradierte Walkin� Line, anmutig den Basssaiten entlockt, stand sodann zur Disposition, pl�tzlich verschob Carter die Akzente, wechselte das Tempo, setzte Akkordglissandi dazwischen, entwarf Flageolettfiguren, und verantwortete �berlegen das stabilisierende R�ckgrat der Musik. Unverkennbar sein kerniger, trockener Ton, mit N�he zur Cello-Lage, seine geschmeidige Phrasierung, die er mit unerwarteten Drops auflockerte. Drive, Swing verstrahlten unantastbare Grandezza, die Carters Mitspieler mit gr��ter Sensibilit�t potenzierten. Schlagzeuger Crossley erzeugte mit reduktionistischten Mitteln eine faszinierende perkussive Fassette der Bewegungsenergie. Es bedurfte nicht mehr als Ride Cymbal, Snare Drum und Bass Drum. Selbst f�r seine melodisch ausgefeilten Soli. Nicht minder �berzeugend pr�sentierte sich der junge Saxophonist. Greene entwickelte seine Improvisationen aus kurzen Motivketten, lie� sie immer f�lliger werden. Dabei verband er die Hawkins-Schule mit der Soulfulness der Hard Bop-Tenoristen zu Pers�nlichem. Die perfekte Erg�nzung zu Carter Ansatz lieferte die begeisternde Renee Rosnes. Ihre textuellen Umdeutungen gel�ufiger Changes und Schemata erfolgten quasi in einem Atemzug mit jenen des Bassisten. Sie ist keine Begleiterin sondern eine harmonische �Verf�hrerin�. In ihren Soli sprachen die Fl�ssigkeit der Fantasieverschr�nkungen, metrische Br�che, melodische Unersch�pflichkeit f�r sich. Derart lassen sich altgediente Funktionalismen mit neuer Inhaltlichkeit und Aussagekraft f�llen. Dargelegt wurde somit, welcher Freiraum auch hinsichtlich Spielwitz, in solchem Kontext zu Gebote stehen kann. Als erg�nzende Spannungsmomente erwiesen sich die nahtlosen �berg�nge zwischen den einzelnen St�cken - Standards, Carter Originale die namhaften Weggef�hrten des Bassisten zugedacht sind. Verbindungsf�den konnten zwei, drei Tupfer auf einem Cymbal, eine gehauchte Kadenz auf dem Tenor, melodische Kleinode auf dem Klavier oder ein an der Wahrnehmbarkeitsgrenze sich bewegendes Arpeggio des Tieftonmeisters sein. Gestus einer lebendig zu haltenden Traditionsneukonnotation. Passende Maxime die man dem Quartett ferner zuschreiben k�nnte: �Was man �ber Jazz schon immer wissen wollte.� Und der Terminus Jazz im Namen des Clubs strahlte diesmal geh�rig. Foursight - �Four Music�. (Hannes Schweiger �ber das Konzert vom 16. November 2018)

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Source: Live webstream